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Die wirtschaftliche Bedeutung des Feldbergrennens

Ein regionales Rennen als Motor für Wirtschaft, Tourismus und Industrie.

Deutschland im Wandel – und der Feldberg mittendrin.

Die 1950er-Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs stand Deutschland vor der Herausforderung, sich politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich neu zu organisieren. Inmitten dieses Wandels entwickelte sich das Feldbergrennen am Großen Feldberg im Taunus zu einem der bedeutendsten motorsportlichen Ereignisse der jungen Bundesrepublik – mit weitreichenden ökonomischen Effekten auf die Region und darüber hinaus.

1. Tourismus und regionale Wirtschaft: Der Feldberg als Magnet

Schon früh zeigte sich, dass das Feldbergrennen weit mehr war als ein sportliches Ereignis. Mit zehntausenden Zuschauern, Teams und Journalisten aus dem In- und Ausland wurde es zum regelrechten Wirtschaftsfaktor:

Unterkünfte, Gastronomie und Infrastruktur

  • Hotels und Pensionen in der gesamten Taunusregion – von Königstein über Oberursel bis nach Bad Homburg – waren an den Rennwochenenden ausgebucht. Die hohe Nachfrage führte dazu, dass viele Privatpersonen begannen, Zimmer zu vermieten, was langfristig den Tourismus förderte.

  • Die lokale Gastronomie verzeichnete teils Rekordumsätze. Gasthäuser entlang der Strecke, aber auch Imbissstände, Biergärten und Bäckereien profitierten von der großen Besucherzahl.

  • Das Rennen war ein Motor für Infrastrukturmaßnahmen: Straßen wurden ausgebessert, neue Wegweiser installiert, Parkflächen geschaffen und Zufahrten ausgebaut. Diese Maßnahmen dienten auch langfristig der Bevölkerung und dem Fremdenverkehr.

Wurst, Rauch und Motorengeheul – Der Imbissstand von Familie Schäfer beim Feldbergrennen 1951

 

Wirtschaft im Kleinen:

Für Familie Schäfer war der Renntag mehr als ein Erlebnis – es war eine wirtschaftliche Chance. Der Erlös aus dem Wurstverkauf reichte aus, um den Sommerurlaub zu finanzieren und neue Küchengeräte anzuschaffen. „Das Rennen hat uns geholfen, wieder auf die Beine zu kommen“, erinnerte sich Frau Schäfer Jahre später.

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Digitale Rekonstruktion

2. Beschäftigung und Einkommen: Nebenverdienst mit Benzingeruch

Neue Jobs und lokale Teilhabe

Die Organisation eines Rennens dieser Größenordnung erforderte zahlreiche Helfer:

  • Streckenposten, Sicherheitspersonal, technische Hilfskräfte, Logistikdienstleister und Rettungskräfte wurden teilweise lokal rekrutiert.

  • Junge Menschen und Vereine arbeiteten als Ordner, Einweiser oder Helfer bei Verkaufsständen – oft gegen Bezahlung oder Sachleistungen.

  • Für viele war das Rennen eine seltene Gelegenheit für einen willkommenen Nebenverdienst, der in der wirtschaftlich noch instabilen Nachkriegszeit eine echte Entlastung darstellte.

3. Die Automobilindustrie: Rennstrecke als Schaufenster

In einer Zeit, in der das Auto vom Luxusgut zum Massenprodukt wurde, bot das Feldbergrennen wichtige Impulse für Hersteller und Zulieferer:

Marken, Technik, Werbung

  • Unternehmen wie Porsche, BMW, NSU, DKW, Auto Union und Mercedes-Benz nutzten das Rennen, um ihre Modelle unter Wettbewerbsbedingungen zu präsentieren.

  • Siege oder gute Platzierungen wurden in Anzeigen, Prospekten und Verkaufsargumenten verwendet: „Bewährt beim Feldbergrennen“ wurde zu einem Qualitätsmerkmal.

  • Zulieferer wie Reifenhersteller, Bremsenproduzenten oder Motorenschmieden testeten neue Komponenten direkt im Wettbewerb – das Feldbergrennen war somit auch ein Feldversuchslabor für die Serienfertigung.

4. Medien und Werbung: Wirtschaft durch Aufmerksamkeit

Öffentlichkeitswirksamkeit als Standortvorteil

  • Zahlreiche Tageszeitungen, Fachmagazine und Rundfunksender berichteten über das Rennen. Dies brachte nicht nur dem Motorsport Aufmerksamkeit, sondern auch der Region Hochtaunus.

  • Unternehmen und Marken buchten Werbeflächen entlang der Strecke, auf Bannern, Plakaten und in Programmen – ein Geschäftsmodell, das schon damals wichtige Einnahmen generierte.

  • Auch Film- und Fotoreportagen, die in Wochenschauen oder Sportdokumentationen auftauchten, trugen dazu bei, das Feldbergrennen und den Feldberg bundesweit bekannt zu machen.

5. Langfristige Wirkung: Identität und Nachhaltigkeit

Das Feldbergrennen hatte nicht nur kurzfristige ökonomische Auswirkungen. Es prägte das Selbstverständnis der Region als innovativen, lebendigen Ort:

  • Der Taunus wurde als Ausflugsziel und Veranstaltungsort überregional wahrgenommen.

  • Die Rennen festigten das Image der Region als technikoffen, zukunftsgewandt und unternehmerisch – Eigenschaften, die Investoren, Unternehmer und später auch Touristen anzogen.

  • Der Begriff „Feldbergrennen“ wurde zur Marke – ein Symbol für Geschwindigkeit, Fortschritt und regionale Stärke.

Fazit: Ein lokales Rennen mit überregionaler Strahlkraft

Das Feldbergrennen in den 1950er-Jahren war weit mehr als ein motorsportliches Spektakel. Es war ein wirtschaftliches Ereignis, das in einer Zeit des Wiederaufbaus Jobs schuf, Einnahmen sicherte, Innovationen vorantrieb und die Region mit neuem Selbstbewusstsein erfüllte.

Heute ist es nicht nur ein Kapitel der Motorsportgeschichte – sondern auch ein Stück Wirtschafts- und Regionalgeschichte.

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